Vogelportrait


Der Eisvogel Alcedo atthis

Aus der Schatzkiste der Natur ist er der "fliegende Edelstein". Ein gefiedertes Kleinod, das von Smaragdgrün über Aquamarinblau bis Türkis, die verschwenderischsten Farben trägt. Aus der Nähe schillert der Eisvogel je nach Lichteinfall mal eher im grünen oder im blauen Farbton. Er ist genauso rar wie die preziosen Steine und ein echter Spezialist, der auf klares, sauberes Wasser in seinem Lebensraum angewiesen ist.

Die Bezeichnung "Eisvogel" hat nichts mit Eis zu tun, obwohl gefrorene Wasserflächen für ihn schon von schicksalhafter Bedeutung sein können. "Eis" in seinem Namen steht nach Brehm für das Blau seines Gefieders, das auch früher in anderen Begriffen der deutschen Sprache so umschrieben wurde. "Königsfischer" oder "Martinsvogel" wurde er auch genannt. Im englischen "Kingfisher" oder im französischen "Martin pêcheur" finden sich diese Bezeichnungen heute noch.

Der Eisvogel zieht in der kalten Jahreszeit nicht in die warmen Gefilde des Südens. Dies kann ihm in harten Wintern auch zum Verhängnis werden. Bis zu 90 % des Bestandes überstehen dann nicht die Zeit bis zum nächsten Frühjahr, da vereiste Bäche und Flüsse die Jagd nach Nahrung unmöglich machen.

Der Eisvogel ist ein Ansitzjäger, der, wenn ungestört, stundenlang auf einem Zweig oder einem Pfosten dicht am Wasser - immer wieder mit kurzen Unterbrechungen zum Jagen - ausharrt. Aufmerksam wird die unter ihm liegende Fläche beäugt, bis er sich plötzlich wie ein Pfeil mit angelegten Flügeln ins Wasser stürzt und bei Erfolg mit einem fingerlangen Fischlein wieder auftaucht. Aber auch Wasserinsekten, wie Gelbbrandkäfer, Köcherfliegenlarven und Libellen, die sich zur Eiablage auf der Wasseroberfläche einfinden, bereichern seinen Speisezettel.

Angler und Teichwirte sahen in ihm früher einen großen Konkurrenten. Heute weiß man, daß dem Eisvogel als Beute zuallererst die kranken, schwachen und nicht mehr so flinken Fische zufallen und er wie Greifvögel und Raubtiere eine wichtige Funktion im Naturhaushalt erfüllt.

Eisvögel brauchen vor allem eine intakte Umwelt, damit ihre Existenz abgesichert ist. Neben klaren Flüssen und Bächen mit einer gesunden Nahrungskette gehören dazu auch die entsprechenden Brutmöglichkeiten, um die Art zu erhalten.

Sein Nest gräbt sich der Eisvogel in eine Erdhöhle, die am Steilufer eines Wasserlaufes gelegen sein muß. Mit Schnabelhieben wird ein etwa 60 cm langer Gang leicht aufwärts in das Erdreich getrieben, an dessen Ende die Bruthöhle liegt. Dort brütet etwa ab Mitte April das Weibchen auf 6-7 fast runden und glänzend-weißen Eiern.

Die anfangs noch blinden Jungen schlüpfen nach ca. 20 Tagen und werden von den Alten fürsorglich mit Nahrung versorgt. In den ersten Tagen sind es vornehmlich Insekten, später auch kleine Fischchen - ihre Hauptnahrungsgrundlage. Etwa 26 Tage nach dem Schlüpfen sind die Jungen flügge und verlassen ihre Kinderstube in der Erde. Versteckt sitzen sie dann im Uferbereich, immer hungrig und darauf wartend, daß die Alten ihnen kleine Fischchen zutragen. Bis sie selbst jagen können, vergeht noch einige Zeit.

Sobald sie sich selbst versorgen können, werden sie aus dem Revier gedrängt. Eisvögel haben ihr Jagdgebiet klar abgegrenzt und die Rivalität schließt auch nicht die erwachsenen Jungen aus. Diese wandern dann an den Bach- oder Flußtälern entlang, auf der Suche nach einer neuen Bleibe, die ihnen eine ausreichende Lebensgrundlage bietet.

Einen Eisvogel in freier Natur zu beobachten, ist nicht ganz einfach und es gehört auch ein bißchen Glück dazu. Mit seinem schnellen Flügelschlag und dem schwirrendem Flug ist der Vogel pfeilschnell und achtet auch auf entsprechende Fluchtdistanz. Seine Nähe erkennt man am leichtesten am hohen Pfeifton -"tiit-tiit", den er warnend von sich gibt, wenn er an seinem Ansitz gestört wird und ein Stück weiter am Wasser entlangfliegt.

Außerhalb der Brutzeit streifen vor allem die Jungvögel umher und es gelingt, gelegentlich einen von Ihnen an Stellen zu Gesicht zu bekommen, die eigentlich keine Brutbiotope für die Art sind, aber ein gutes Nahrungsangebot aufweisen.

Die steigende Wassergüte in den letzten Jahren und damit auch die verbesserten Lebensgrundlagen lassen hoffen, daß der Eisvogel auch in der Zukunft bei uns seine Heimat haben wird.



Die Natur ist unser Vorbild